Klimapolitik orbi et urbi sowie Technikphilosophie vor und nach der akademischen Kleinstaaterei

blog.publicationsDate06.08.15 11:02    blog.lastUpdate 12.07.18 16:19

Editorial zum Online-Neuerscheinungsdienst "ÜBERDENTAELLERRAND" (NED) Juli 2015.

Papst Franziskus greift durch die sogenannte Umwelt-Enzyklika  „Laudato si‘“ („Gelobt seist du“) in die Nachhaltigkeitsdebatte und die Diskussion um den Klimawandel ein. Die wesentlichen Probleme und Anforderungen nachhaltiger Entwicklung werden thematisiert und ein neuer Dialog sowie eine neue universale Solidarität gefordert. Da die Schrift sich nicht nur an Gläubige, sondern an alle richtet, und auf Basis wissenschaftlichen Wissens verfasst ist, sollte es nicht wundern, diesen Beitrag zum Nachhaltigkeitsdiskurs im Neuerscheinungsdienst angezeigt zu finden. ///  Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1054742413/04

Mit dem Klimawandel befasst sich auch der von Nico Stehr herausgegebene Band „Der zündende Funke. Innovationen fördern als Weg zu sauberer und bezahlbarer Energie für alle“. „In diesem Papier geht es darum, wie die Quadratur des Kreises zu bewerkstelligen wäre. Es geht darum, wie die scheinbar widersprüchlichen Ziele einer energiereichen und zugleich CO2-armen Welt gleichzeitig verwirklicht werden könnten. Es geht um die Suche nach Möglichkeiten, große Mengen bezahlbarer und wenig umweltbelastender Energie bereitzustellen“ (S. 21). Inventionen und Innovationen werden als Lösungsschlüssel gesehen. Die 19 Autoren dieses Papiers haben damit Überlegungen des Hartwell Papers von 2010 weiter ausgearbeitet, an dem die meisten der jetzigen Autoren bereits mitgearbeitet hatten – darunter Nico Stehr, der übrigens eine Zeit lang auch am ITAS forschte –, und die sich für eine Neuausrichtung der Klimapolitik stark machten und dafür keineswegs nur Zustimmung ernteten (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Hartwell_Paper).  /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1059312662/04

Ebenfalls um das Klima geht es in der Studie „Wissen und Entscheiden. Lokale Strategien gegen den Klimawandel“ von Hubert Heinelt und Wolfram Lamping, genauer: es geht um die jeweilige Klimapolitik ausgewählter Großstädte. Entgegen der vielfach behaupteten Konvergenz der Städte gehen die Autoren davon aus, dass die spezifische Kombination von Wissen in einer Stadt in der Differenz zu anderen Städten eine wesentliche Ursache für die Varianz städtischer Politik ist. Die empirischen Untersuchungen konzentrieren sich auf die Städte Frankfurt, München und Stuttgart und die Frage, welche Strategien im Umgang mit dem Klimawandel in den lokalen Handlungsfeldern der Verkehrsplanung und -entwicklung, der Entwicklung von Bauland für Neubauprojekte (Flächenmanagement) sowie der energetischen Sanierung des privaten Gebäudebestands verfolgt und welche Maßnahmen umgesetzt werden (vgl. https://www.politikwissenschaft.tu-darmstadt.de/index.php?id=3166). Die Publikation ist im Kontext der Arbeiten der an der TU Darmstadt angesiedelten interdisziplinären DFG-Forschergruppe „Lokale Generierung handlungsrelevanten Wissens – am Beispiel lokaler Strategien und Maßnahmen gegen den Klimawandel“ angesiedelt. /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1051400422/04

Bei den herausgestellten technikphilosophischen Büchern geht es zuerst um eine Neuausgabe eines Klassikers: Ernst Kapp: Grundlinien einer Philosophie der Technik: zur Entstehungsgeschichte der Kultur aus neuen Gesichtspunkten. Die Einleitung zu dieser Neuausgabe, die erste seit 1877, stammt von den Herausgebern Harun Maye und Leander Scholz, die am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) der Bauhaus-Universität Weimar forschen. Ziel der Einleitung ist es, Kapps Argumentationsschritte nachzuzeichnen und den Text in der aktuellen technikphilosophischen und medientheoretischen Diskussion zu verorten.  /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1059099764/04

Funk_TechnikphilosophieBesondere Vielfalt verspricht der von Michal Funk, Assistent an der Professur für Technikphilosophie der TU Dresden (Bernhard Irrgang), herausgegebene Band „,Transdisziplinär’ ,Interkulturell’. Technikphilosophie nach der akademischen Kleinstaaterei“ in der neuen Reihe „Technologien Philosophieren“. „Literarisch stilisiert als Logbuch verschiedener Forschungsreisen werden Fragestellungen zur Methode der Technikphilosophie, sowie zur Kultur, Religion und Ethik technischen Handelns  von renommierten Vertretern des Fachs behandelt.“ – so die Website des Herausgebers (http://funkmichael.com/neuer-sammelband-zur-philosophie-der-technik/). An die 30 Autoren präsentieren ein buntes Spektrum mit zum Teil sofort auf den Punkt kommenden Titeln wie „Euro-American Philosophy of Technology Today“ (Don Ihde) oder  „.Dispositiv' als Konzept der hermeneutischen Technikphilosophie“ (Gerd Grübler) und zum Teil eher elaborierten Titeln wie “How .Secular' and .Modern' are our Technological Practices and Culture? Techno-Religious Forms of Life and Hierophanies in the Information Age“ (Mark Coeckelbergh). In der Rubrik “Über Technikfolgen” treten auf: Carl Friedrich Gethmann (Gibt es ein moralisches Recht auf Mobilität, und wenn ja, wo sind seine Grenzen?), Tsuyoshi Matsuda (A Projective Hermeneutical Ethic from Environmental Risks in Japanese) und Workineh Kelbessa (Environmental Ethics and Environmental Philosophy). Damit sind bei Weitem nicht alle TA-relevanten Beiträge des Bandes abgedeckt, wovon ein Blick ins Inhaltsverzeichnis überzeugen wird. /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1044775513/04

 

blog.author Knud Böhle | 18394 blog.views, 0 blog.comments klimapolitik stadtforschung technikphilosophie
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