Editorial zum Online-Neuerscheinungsdienst "ÜBERDENTAELLERRAND" (NED) ? August 2016
Im Juni 2016 hatten wir in einem Blogbeitrag angekündigt, den openTA-Neuerscheinungsdienst dadurch zu erweitern, dass wir zusätzlich zur üblichen Suche in der Datenbank der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) über Schlagworte auch über die von der DNB gepflegten Personen-IDs (im Kontext der Gemeinsamen Normdatei, kurz GND) suchen wollten. Für unsere Zwecke galt es folglich zunächst, die IDs der NTA-Mitglieder herauszufinden. Für 191 Mitglieder des NTA konnten wir die Personen-ID, die die DNB vergeben hat, und zu der es einen entsprechenden Personendatensatz gibt, eindeutig identifizieren und erstmalig in die monatliche Suchfrage einbinden. openTA wird noch weiter daran arbeiten, die IDs von weiteren NTA-Mitgliedern zu ermitteln, und die Qualität und Korrektheit der Datenbasis in Zusammenarbeit mit Ihnen und der DNB weiter zu verbessern. Das ist aber ein Thema, das später im September noch einmal gesondert in einem Blogbeitrag aufgegriffen wird. Hier soll es nur um den so erweiterten Neuerscheinungsdienst gehen.
Mit der Erweiterung der Suche war die Absicht verbunden, Neuerscheinungen von NTA-Mitgliedern im Rahmen des Neuerscheinungsdienstes durch ein entsprechendes Editorial besonders herauszustellen. Wie das aussehen könnte, wird in diesem Blogbeitrag im Folgenden anhand der zwei gefundenen Neuerscheinungen von NTA-Mitgliedern, eine von Manfred Mai, die andere von Jan Felix Schrape, einmal durchgespielt.
? Manfred Mai ist seit 2010 Leiter des Referats "Ressortkoordination Innovation, Wissenschaft und Forschung" in der Staatskanzlei NRW, und zugleich außerplanmäßiger Professor für Politikwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen und der Hochschule Düsseldorf. In seinem neuen Buch Regieren in der modernen Gesellschaft: Governance aus der Sicht der Ministerialbürokratie widmet er sich dem Wechselspiel zwischen Regierung, Zivilgesellschaft, Medien, Verbänden und Parlament. Unter diesem Gesichtspunkt bietet das Buch eine außerordentlich gut strukturierte Einführung in das Thema Governance und Regieren. Die Kenntnisse des Autors über das Innenleben der Ministerialbürokratie und seine Einblicke in die täglichen Routinen der Ministerialbürokratie im Umgang mit der Komplexität einzelner Inputs, unterscheiden das Buch von anderen und steigern seinen praktischen Nutzen nicht zuletzt für TA-Interessierte, wenn es etwa um Fragen der Grenzen politischer Gestaltung und der Politikberatung geht (vgl. auch den Verlagstext). /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1100369783/04
? In der Auswahl der Neuerscheinungen vom August, findet sich eine weitere Studie, die dem Thema Governance, genauer ?Global Governance? gewidmet ist. Deliberative global governance. Legitimes Regieren durch Recht und Zivilgesellschaft ist der Titel der Promotion von Ulrike Ehling an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). In dieser Arbeit wird den Chancen deliberativer Global Governance am Beispiel der WTO nachgegangen. Es wird vermutet, dass die Verständigungsorientierung kommunikativ kompetenter Akteure, hier an Habermas anschließend, sich auch in internationalen Foren und Arenen nicht suspendieren lässt und auch internationale Aushandlungsprozesse über die instrumentelle Rationalität politisch-strategischen Interessenhandelns hinausgehen können (vgl. Verlagsmeldung). Die Rekonstruktion deliberativer Verfahren in der WTO-Debatte über den Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten hat die Vermutung bestätigen können, dass zivilgesellschaftliche Akteure argumentationsbasierte Interaktionen einbringen können und die asymmetrische Verteilung von Verhandlungsmacht dadurch relativiert werden konnte. Die Theoretisierung deliberativer Global Governance dürfte auch für Überlegungen zu den Bedingungen globalisierter TA fruchtbar gemacht werden können. /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/110031234x/04
? Die zweite hier herauszustellende Publikation eines NTA-Mitglieds stammt von Jan-Felix Schrape, der seit 2010 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart ist. Der Titel lautet Open-Source-Projekte als Utopie, Methode und Innovationstrategie: historische Entwicklung - sozioökonomische Kontexte - Typologie. Das Buch steht auch online zur Verfügung. Die Arbeit möchte ?auf der Grundlage von aggregierten Marktdaten, Dokumentenanalysen, Literaturauswertungen sowie Hintergrundgesprächen mit Softwareentwicklern einen bündelnden sowie systematisierenden Überblick über Open-Source-Communitys und ihre sozioökonomischen Kontexte entfalten? (S. 9). Im Ergebnis zeigt sich, dass die Open-Source-Entwicklung in den letzten 20 Jahren zu einem integralen Bestandteil der Softwareindustrie geworden ist. In der Praxis bietet sie keinen Gegenentwurf mehr zur kommerziellen Herstellung ? ?auch wenn sie in sozial-wissenschaftlichen Beschreibungen nach wie vor immer wieder als pauschales Beispiel für eine marktunabhängige kollektive Produktion genannt wird? (vgl. S. 73). /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1080147209/04.
Den Topos, der hier aufgerufen wird, dass wir in einer Zeit leben, in der ?Bottom-up-Engagement? Innovationsprozesse wesentlich voranbringen und mitgestalten kann, finden wir auf je spezifische Weise auch noch bei zwei anderen Neuerscheinungen aus dem Monat August, einmal im Zusammenhang mit der Gentechnologie und zum anderen der Energiewende.
? Von Rüdiger Trojok stammt das Buch Biohacking: Gentechnologie für alle. Trojok ist kein NTA-Mitglied, gleichwohl aber in der TA-Landschaft kein Unbekannter. Zuletzt hat er an der Studie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) Synthetische Biologie - die nächste Stufe der Bio- und Gentechnologie mitgearbeitet. In dem hier anzuzeigenden Buch erläutert er als Biohacker, wie er sich selbst bezeichnet, zunächst was Leben ist und warum es sinnvoll ist, sich eingehend mit den (Manipulations-) Möglichkeiten der modernen Biotechnologien zu befassen. Anschließend stellt er einen Bezug zur Open Source Bewegung her, die sich zunehmend von der IT-Branche in die Biotech-Branche ausbreite und von der auch der Begriff des Hackens adoptiert wurde. Während in den Anfängen der Digitalisierung der Gesellschaft Computerhacker Informationstechnologie in radikaler Weise anders verwendeten, als von dessen Erfindern vorgesehen, so tun dies auch Biohacker mit modernen Biotechnologien (vgl. Inhaltstext). Bleibt die Fragen, wo die Vergleichbarkeit von Gentechnologie und Informationstechnologie endet, und was aus diesem Gegenentwurf in 10 bis 20 Jahren geworden sein wird. /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1071858459/04.
? In dem Buch von Martin David vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig und Sophia Schönborn, die am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen arbeitet, wird von dem ?herausragenden Stellenwert bürgerlichen Engagements als Wegbereiter und Motor der sogenannten Energiewende" ausgegangen, die auch als ?Energierevolution von unten? verstanden wird. Der Titel des Buches lautet: Die Energiewende als Bottom-up-Innovation. Wie Pionierprojekte das Energiesystem verändern. Konkret werden drei solcher Bürgerenergieprojekte untersucht: Die Elektrizitätswerke Schönau eG, die Solarcomplex AG und BINSE, ?ein ?Solardorf? in der Stadt?. Das Buch will zeigen, ?welche sozialen, politischen und strukturellen Faktoren solche Pionierprojekte für ihren Erfolg benötigen und welchen Konflikten sie auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Energieversorgung begegnen (vgl. Inhaltstext). /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1098443616/04
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