Editorial zum Online-Neuerscheinungsdienst "ÜBERDENTAELLERRAND" (NED) ? Juli 2016
? Es geht voran mit dem Risikomanagement. Das jedenfalls behaupten Nabil Abu El Ata und Rudolf Schmandt in ihrer Schrift ?The tyranny of uncertainty. A new framework to predict, remediate and monitor risk?. Sie nehmen für sich in Anspruch, einen neuen wissenschaftlichen Ansatz für das Risikomanagement ausgearbeitet zu haben (den der Verlag dann gleich als ?revolutionary solution? anpreist): ?To cure the growing epidemic of chronic crisis, we must adopt a scientific approach to risk analysis and prediction. While we may not have all the answers to the risk management dilemma, our promise is that we will better define the task, propose better methods for exposing potential risks caused by dynamic complexity, and use a scientific approach as a base for making risk-informed decisions? (vii). Im Zentrum steht die Einsicht, dass moderne Systeme dynamisch komplex sind, und dementsprechend spezifische neuartige Risiken erzeugen, die mit dem überkommenen Risikomanagement, das bei früheren Erfahrungen ansetzt und auf Statistiken baut, nicht bewältigt werden können. Mit bestimmten mathematisch basierten Verfahren sei es indes möglich, unerwartete Risikoursachen zum Vorschein zu bringen und in ihrer Entwicklung zu beobachten: ?Using mathematical emulation, we escape the limited view of other approaches that are dependent on historical data. We limit surprises by preemptively revealing the causes and patterns that will lead to a risk ? even if that risk has never been revealed before. Once the risk scenarios are identified, we can monitor systems and be alerted when system behaviors match a predicted risk scenario? (314). An einer Reihe von Fallbeispielen, darunter die Finanzkrise 2007, die Griechenlandkrise sowie die Transformation des Postsektors und des Gesundheitssystems, werden die Überlegungen konkretisiert. Ob der Ansatz so neu und revolutionär ist, wie behauptet, kann hier nicht entschieden werden. Ebenso kann ohne genauere Prüfung nichts über die Leistungsfähigkeit der ?mathematical emulation? gesagt werden. Interessant ist der Ansatz jedoch allemal als eine Variante wissenschaftlich erarbeiteter Zukünfte im Dienste der Kontrolle (Monitoring, Frühwarnung) gegenwärtiger Entwicklungen. /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1078739536/04.
? Mit 236 Seiten ist das Kompendium ?Rohstoffwirtschaft und gesellschaftliche Entwicklung: Die nächsten 50 Jahre? angenehm schlank. Herausgegeben wurde es von Jörg Matschullat, Peter Kausch, Martin Bertau und Helmut Mischo, die an der TU Bergakademie Freiberg forschen; geschrieben wurde es von 30 Fachleuten, die das Thema in 17 Kapiteln abhandeln. ?Der erste Teil diskutiert in acht Kapiteln Fragen zur Verfügbarkeit primärer Ressourcen und deren Effizienz und bezieht hier Deutschland und andere europäische Länder mit ein. Sogenannte kritische Elemente ? besonders wichtig für anspruchsvolle Produkte wie regenerative Energiesysteme, Kommunikations- und Transporttechnologien ? stehen dabei im Vordergrund. Teil 2 widmet sich in sechs Kapiteln den zugrunde liegenden Ressourcentechnologien und -strategien. Dabei geht es darum, was Politik konstruktiv bewirken kann, und um Standortinteressen und Wettbewerbsfähigkeit, um kreative und potenziell innovative neue Lösungsansätze und die gegenseitige Beeinflussung dieser Parameter. Der abschließende Teil 3 richtet den Blick am weitesten in die Zukunft (bis 2065) und zeigt in drei Kapiteln zukünftige Herausforderungen und Lösungsansätze aus technologischer und aus gesellschaftspolitischer Sicht? (vgl. Verlagstext). Für die Technikfolgenabschätzung ist das Buch nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen gesellschaftspolitischen Bezüge von Interesse. /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1088781659/04.
?Oliver Dimbath, derzeit akademischer Oberrat an der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg, verfolgt in seinem Buch ?Soziologische Zeitdiagnostik: Generation ? Gesellschaft ? Prozess? nicht das Ziel, ?Zeit-, Gegenwarts- oder Gesellschaftsdiagnosen vorzustellen und anschließend auf ihre Plausibilität hin zu überprüfen. [?] Vielmehr sollen erste Schritte einer Strukturanalyse dieses Beobachtungsstiles gegangen werden, die darüber informiert, welche begrifflich-theoretischen Vorannahmen diesem Genre zugrunde liegen? (16). Auf die Bedeutung von Gesellschaftsdiagnosen für die TA wurde schon in einem anderen openTA-Blogbeitrag hingewiesen. Technikfolgenabschätzung kann nicht umhin, sich mit gesellschaftlichen Zukünften, erwarteten (krisenhaften) Entwicklungen, gesellschaftlichen Trends etc. zu befassen, was kaum möglich ist ohne Bezugnahme auf die je aktuellen, öffentlich stark rezipierten Gesellschaftsdiagnosen (Risikogesellschaft, Erlebnisgesellschaft, Wissensgesellschaft etc.). Deshalb hilft die Beschäftigung mit dem ?Genre? der Zeit-, Gegenwarts- oder Gesellschaftsdiagnosen auch der Technikfolgenabschätzung, ihre eigene Praxis zu reflektieren. /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1079229361/04.
? Die Aufsatzsammlung ?Technisierung des Alltags: Beitrag für ein gutes Leben?? ist das Ergebnis einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Klausurwoche zum Thema ?Technisierung des Alters ? Beitrag für ein gutes Leben? Ethische, rechtliche, soziale und medizinische Aspekte von technischen Assistenzsystemen bei pflege- und hilfsbedürftigen Menschen im fortgeschrittenen Alter?. Die Klausurwoche fand im Juli 2013 statt. Herausgegeben wurde der 2015 erschienene Band von (NTA-Mitglied) Karsten Weber, Debora Frommeld, Arne Manzeschke und Heiner Fangerau. Dass der Titel nicht ?Technisierung des Alters?, sondern ?Technisierung des Alltags? lautet, lässt einen kleinen Übermittlungsfehler vermuten. Inhaltlich vereint dieser Band ?die Perspektiven von Experten, die sich mit der Pflege in Theorie und/oder Praxis beschäftigen. Die Autorinnen und Autoren zeigen neue Ergebnisse aus der (pflege)wissenschaftlichen Evaluation auf und präsentieren historische und gegenwärtige Entwicklungen. Die ethische Bewertung von altersgerechten Assistenzsystemen (AAL) rundet die Darstellung ab. Damit bietet der Band Praktikern und Wissenschaftlern einerseits neue Erkenntnisse für die Produktentwicklung von AAL und andererseits eine Antwort auf die drängenden aktuellen Fragen. Gleichzeitig setzen die Beiträge Impulse für die gesellschaftliche wie politische Diskussion und die Bewältigung des demografischen Wandels? (vgl. Verlagsangabe). In den drei Teilen (und 15 Beiträgen) geht es zunächst um die ?historische und gesellschaftliche Kontextualisierung?, dann um ?altersgerechte Assistenzsysteme in der Anwendung? und schließlich um ?die ethische Bewertung von altersgerechten Assistenzsystemen?. Erfreulicherweise wird dieses Buch vom Verlag auch kostenlos in elektronischer Form angeboten. /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1074770048/04.
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