Kurzbericht zur NTA-Jahrestagung 2024
Ein Beitrag von Mahshid Sotoudeh und Ralf H. Schneider
Auf der vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA-ÖAW) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften durchgeführten internationalen Konferenz TA24 - Methoden für die Technikfolgenabschätzung – im Spannungsfeld zwischen bewährter Praxis und neuen Möglichkeiten trafen sich am 3./4. Juni 2024 Wissenschaftler*innen und Expert*innen in Wien. Der erste Tag stand hierbei ganz im Zeichen des Vernetzens und Reflektierens.
Nach der Begrüßung durch Michael Nentwich (ITA-ÖAW) erläuterten die Organisator*innen Mahshid Sotoudeh und Michael Ornetzeder (ITA-ÖAW) den Ablauf und starteten mit den Teilnehmenden in einen ersten Workshop, der TA-Methoden für Nachhaltigkeitsbewertung im Lebensmittelsystem. Ergebnisse aus dem ToNoWaste-Projekt zum Thema hatte.
Mahshid Sotoudeh, Ulrike Bechtold, Saskia Favreuille und Freya Schulz (ITA-ÖAW) führten durch den Workshop, der zum Ziel hatte, zwei relevante TA-Methoden (Delphi und STEEPED) zu präsentieren und mit den Teilnehmenden die Vorteile, Herausforderungen und Grenzen dieser Methoden gemeinsam und in einer interaktiven Übung anhand der Frage, wie soll in den nächsten fünf Jahren mit dem Thema Haltbarkeit umgegangen werden, zu beleuchten. Durch die rege Beteiligung der Teilnehmenden und die Einnahme unterschiedlicher Rollen zu verschiedenen Fragestellungen, ergaben sich in den Teilgruppen in der Kürze der Zeit zahlreiche inspirierende Ideen und Einschätzungen zur Fragestellung, die zum Abschluss gemeinsam zusammengefasst und mit den Studienergebnissen verglichen wurden.
Am Nachmittag kamen Mitglieder und Interessierte des Netzwerks Technikfolgenabschätzung (NTA) auf der regelmäßig stattfindenden Jahrestagung zusammen, um sich über Neues auszutauschen und sich über Zukunftspläne, insbesondere im Lichte des 20. NTA-Jubiläums zu verständigen.
Michael Decker vom Karlsruher Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS-KIT) eröffnete das NTA-Jahrestreffen und berichtete aus dem NTA-Koordinationsteam. Insbesondere hinsichtlich des bevorstehenden Jubiläums des NTA und seiner 20-jährigen Geschichte, regte er einen Blick in die Zukunft der NTA an, der im weiteren Verlauf des Treffens thematisiert werden sollte.
Nach dem Bericht gab Ralf Schneider (ITAS-KIT) einen Ausblick auf den Relaunch des Fachportals openTA. Es wurde das neue Layout, die Mehrsprachigkeit, die Re-Organisation und Erweiterung der Services und die Ausweitung der Zielgruppen direkt an dem vom ITAS-KIT und FIZ Karlsruhe entwickelten Testsystem präsentiert.
Die anschließende von Mahshid Sotoudeh vorbereitete und moderierte Postersession gab Gelegenheit zum Austausch und Networking.
Daran anknüpfend griff Michael Decker das bereits erwähnte 20-jährige Jubiläum des NTA auf und stellte im Kontext der bevorstehenden Konferenz NTA11 den Teilnehmenden zur Diskussion anregende Fragen.
Was brauchen wir im NTA für die Zukunft? Welche Visionen haben die Mitglieder für das NTA? Schnell wurde deutlich, dass das Jahrestreffen nicht ausreichend Raum bietet, um alle Ideen zu diskutieren und es wurde ein Workshop zur gemeinsamen Situationsanalyse und (Re-)Formulierung alter und neuer Ziele vorgeschlagen. Hierbei wurde auch die Idee formuliert, neben den TA-Kerninstitutionen weitere Einrichtungen einzubinden, die eine TA-Nähe haben. Zur Vorbereitung eines solchen Workshops, der evtl. beispielhaft ein interdisziplinäres Fachgebiet der TA (z.B. Sportwissenschaft) in den Fokus rücken könnte, wurde die Gründung einer NTA-Arbeitsgruppe "NTA 2040" festgehalten.
Während der Diskussion über die Zukunft des NTA war der Übergang zur Zukunft der Technikfolgenabschätzung als solche fließend und es spielten die bereits stattfindenden Veränderungen durch den Generationenwechsel wie auch die Rolle von Frauen in der TA eine wichtige Rolle. Michael Decker wagte das Gedankenexperiment, was es für die TA im Allgemeinen, die TA-Einrichtungen und die TA-Wissenschaftler*innen bedeuten würde, wenn es das NTA nicht gäbe?
Eine erste Antwort konnte das Jahrestreffen unmittelbar selbst geben, denn ohne das NTA wäre eine solche Diskussion über die Zukunft der an der TA-Beteiligten nicht in diesem Maße möglich. Aber auch weitere Aspekte für die Zukunft der TA in der Lehre, wer in Zukunft TA praktizieren wird und was es für eine florierende Zukunft der TA braucht, kamen zur Sprache.
Weiteres, das ohne das „low level organized network“ NTA womöglich nicht oder nicht in der vorhandenen Form gäbe, wurden genannt: regelmäßige Treffen, eine aktive Community, unkomplizierten Erfahrungsaustausch und niedrigschwellige Kooperationen, das Fachportal openTA, offene Interdisziplinarität, die Zeitschrift TATuP, kontinuierliche und flexible Fortentwicklung von TA und einen Ort für Themen, die an Hochschulen wenig Platz bekommen würden.
Die am 18.-20. November 2024 stattfindende Konferenz NTA11 in Berlin mit dem Titel "Politikberatungskompetenz heute – TA in Zeiten von Polykrisen und technologischem Wandel" wurde als geeignete Plattform für erste Ergebnisse dieser Überlegungen und weitere Diskussionen anvisiert.
Im Anschluss an das Jahrestreffen nahmen alle am zweiten Workshop des Tages teil, der von Tamara Schwertel und Renate Baumgartner (Universität Köln/ Universität Amsterdam) über einen Vortrag zur „Situationsanalyse in der Technikfolgenabschätzung: Potentiale, Herausforderungen, Anknüpfungspunkte“ anregte und in den nachfolgenden Diskussionen zu zahlreichen Erkenntnissen und Ideen führte.
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