Editorial zum Online-Neuerscheinungsdienst "ÜBERDENTAELLERRAND" (NED) Januar 2016
Drei neue Bücher zur Technikphilosophie, eine Einführung, ein Jahrbuch und eine Dissertation versprechen interessante Lektüre. Eine erstmals 2008 bei Junius erschienene Einführung in die Technikphilosophie, liegt nun in zweiter korrigierter und erweiterter Auflage vor. Ihr Verfasser, Alfred Nordmann, lehrt seit 2002 Philosophie und Geschichte der Wissenschaften und Technowissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt. Technikphilosophie zur Einführung, so der genaue Titel, ?stellt die wichtigsten Themen der Technikphilosophie vor und zeigt, dass auch Ethik und politische Philosophie unter dem Vorzeichen der Technik neue Fragen stellen müssen? (so im Verlagstext ). Hinzugekommen ist das Kapitel 5 ?Das technische Kunstwerk ? die Frage nach Lust und Liebe? mit den Abschnitten ?Das Feuerwerk oder das Unscheinbare? und ?Die Guillotine, heile und kaputte Welt?. Und Heidegger? Der unvermeidliche Heidegger wird hier gleich im ersten Kapitel abgehandelt. /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1077262949/04
Der 9te Band des Heidegger-Jahrbuchs ist mit seinen zwölf Beiträgen dem Thema Heidegger und die technische Welt gewidmet. Herausgeber sind Virgilio Cesarone, Alfred Denker, Annette Hilt, ?eljko Radinkovi? und Holger Zaborowski. ?Dieser Band thematisiert Heideggers Verständnis der technischen Welt und deren Verhältnis zu Kunst, Politik und Sprache. Diskutiert wird dabei auch, wie Heideggers Denken der Technik von Philosophen der Gegenwart aufgegriffen und weiter entwickelt wird und wie es dabei helfen kann, Globalisierung, Digitalisierung und die Entwicklung in den Biotechnologien philosophisch zu verstehen? (so die Verlagsseite). /// Inhaltsverzeichnis http://d-nb.info/1063196299/04
Die Arbeit Zusammenspiel mit der Natur. Wirklichkeit und Utopie einer spielerischen Technik ist die Dissertation, mit der Jan Friedrich 2013 an der Universität Basel im Fach Philosophie promoviert wurde. In der Reflexion von Technik, auch in der Technikfolgenabschätzung, blieben die spielerischen Aspekte der Technik in der Regel unberücksichtigt. Hier setzt die Arbeit an, die sich die Aufgabe vornimmt, ?dem Spiel in den Technikphilosophien seinen systematischen Ort zu geben, d.h. aufzuzeigen, an welchen Stellen es übergangen wurde. Das geschieht paradigmatisch an Heideggers Technikphilosophie sowie an jener Technikkritik, die die Kulturkritik der Dialektik der Aufklärung enthält.? (S. 24).
"Das Buch versteht sich als Plädoyer sowohl für ein anderes Verständnis, als auch für eine andere Praxis der Technik. Die Forderung einer Stärkung der spielerischen Dimension der Technik läuft daher auf die Utopie einer Technik zu, die nicht durch Restriktionen, ethisches Kalkül und rationale Beschränkung ?ökologischer? gestaltet wird. Eine solche ?Utopie? hielte nur am Gestaltungsmonopol des Menschen fest. Gerade indem sie vom Primat der Sicherung und Kontrolle abrückte, etablierte eine am Spielmoment orientierte Technik ein Verhältnis gegenseitiger Transformation von Subjekt und Objekt. Sie zielt auf eine symmetrische und nicht patriarchale Wechselbeziehung von Mensch und Natur ab? (S. 25). /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1072401363/04
Nach den drei Hinweisen auf technikphilosophische Publikationen, möchte ich noch auf zwei Arbeiten hinweisen, in den die Zukunftsforschung reflektiert wird. Eine Reflexion aus historischer Kompetenz und Sicht hat Elke Seefried in ihrer Habilschrift unter dem Titel Zukünfte: Aufstieg und Krise der Zukunftsforschung 1945 ? 1980 vorgelegt. Für diese Arbeit hat die Autorin, Zweite Stellvertretende Direktorin des Instituts für Zeitgeschichte und Professorin für Neueste Geschichte an der Universität Augsburg, bereits zwei Preise erhalten: 2014 den Carl-Erdmann-Preis und 2015 den Max Weber-Preis der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann zudem bereits auf zwei Rezensionen verwiesen werden. Stefan Wally kommt in pro Zukunft 3/2015 zu dem Schluss: "Elke Seefried gelingt eine detailreiche, systematisch durchdachte und trotzdem gut lesbare Geschichte der Disziplin. Das Buch wird mit Sicherheit das Standardwerk zur Zukunftsforschung in den Jahren 1945 bis 1980 sein und noch oft zitiert werden." Torsten Kathke vom Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln, kommt in seiner Rezension in H-Soz-Kult ebenfalls zu einem durchaus positiven Fazit: ?Insgesamt bietet das Buch einen tiefen und umfassenden Einblick in Denkstrukturen, Entwicklungen und Netzwerke vor allem der westlichen bzw. westdeutsch-amerikanischen Zukunftsforschung. Wer sich für deren Geschichte, aber auch für diejenige von Planungs- und Zukunftsdenken in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allgemein interessiert, wird von Elke Seefrieds multiplen ?Zukünften? sehr profitieren. Das Werk ist im besten Sinne grundlegend. /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1063363543/04
Das Buch von Bruno Gransche, derzeit tätig am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, basiert auf seiner Dissertation im Fach Philosophie, die 2013 unter dem Titel ?In Zukunft im Unfall ? Ein philosophischer Beitrag zum Umgang mit neuen Akzidenzphänomenen? an der Universität Heidelberg vorgelegt wurde. Der Buchtitel lautet: Vorausschauendes Denken: Philosophie und Zukunftsforschung jenseits von Statistik und Kalkül. Worum geht es? ?Der soziotechnische Wandel bringt neue Phänomene des Zufalls hervor, die sich den üblichen Strategien des Umgangs mit Risiken und Unsicherheit entziehen. Diese Akzidenzphänomene sind prinzipiell unvorhersehbar und in ihrer komplexen Effektgesamtheit jenseits von Kalkulation und Antizipation. Eine allgemeine Verzukünftigung unseres Weltbezuges mit spezifischen weitreichenden Problemen ist die Folge und lässt klassische Agenturen des Risikomanagements und der Unsicherheitsbewältigung an ihre Leistungsgrenzen stoßen" (aus der Produktinformation des Verlags). Die Arbeit adressiert zwar hauptsächlich die Grenzen der herkömmlichen Zukunftsforschung, ist im Grunde aber auch auf die Technikfolgenabschätzung zu münzen, in der aktuell ebenfalls Orientierungsmöglichkeiten jenseits von Risikoabschätzungen und Prognosen ausgelotet werden. Für diejenigen, die sich für einen ?hermeneutic turn? der TA aussprechen, ist Bruno Gransche sicherlich ein wichtiger Gewährsmann, aber auch die, die darauf verzichten könnten, werden seine Überlegungen zur Futurisierung der Weltbezüge und ihren Folgen mit Gewinn lesen. /// Inhaltsverzeichnis: http://d-nb.info/1062731360/04.
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